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Wirtschaftslexikon
Ausgabe 2017
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Kapitalmarkt

Handel mit Finanzaktiva, deren Fristigkeit bei Emission mehr als vier Jahre beträgt. In engerer Fassung zählt man zum Kapitalmarkt nur den Handel mit »Wertpapieren« der genannten Fristigkeit, wobei allerdings Verbriefung in Einzelurkunden und Schuldbucheintragungen gleichgestellt werden. Schuldbuchforderungen aus Anleihen und anderen Inhaberschuldverschreibungen zählen zu den sog. Wertrechten; abgesehen von der Papierform haben sie die gleichen Eigenschaften im Bank- und Börsenverkehr wie stückmäßig verbriefte Forderungen. Die engere Begriffsfassung schließt insbes. die wichtigen längerfristigen Einlage- und Kreditmärkte von Monetären Finanzinstituten und - paramonetären Finanzierungseinrichtungen aus. Wichtige Segmente des Kapitalmarktes sind der Emissionsmarkt (Primärmarkt), auf dem die Titel begeben, und der Zirkulationsmarkt (Sekundärmarkt), auf dem umlaufende Titel gehandelt werden. Die Breite und Tiefe des Zirkulationsmarktes, die Ausgestaltung der Titel (Nennwert bzw. Mindestanlage, Anlagehöchstbetrag, Regelung für Erwerberkreis und Übertragung an Dritte, Besteuerung) sowie die in großem Umfang gewährleistete börsenmäßige Organisation sind für Fungibilität und Liquidität von ausschlaggebender Bedeutung. Am Zirkulationsmarkt werden mit Rücksicht auf die Restlaufzeiten auch kurzfristige Geschäfte mit Titeln abgewickelt, deren ursprüngliche Laufzeit die Kapitalmarktzugehörigkeit begründet. Der einzelne Anleger, nicht die Anlegerschaft insgesamt (es sei denn bei Recht auf vorzeitige Rückgabe), kann sich dank der Fungibilität auch auf kürzere Dauer, als die Restlaufzeit beträgt, an einen Kapitalmarkttitel binden. Nach den Renditeeigenschaften unterscheidet man Dividendenpapiere (Aktienmarkt) und festverzinsliche Wertpapiere bzw. Wertrechte (Rentenmarkt). Mit Blick auf die Nähe zum Preis- resp. Inflationsgeschehen kann man Dividendenwerte als indexierte Formen, Rentenwerte als nichtindexierte Formen behandeln. Am Aktien- und Rentenmarkt sind als Anleger alle Sektoren vertreten, als Emittenten scheiden naturgemäss die privaten Haushalte aus. Die öffentlichen Haushalte sind dominant als Emittenten präsent. AI-lein auf Bundesebene handelt es sich um sieben Emittenten (Bund, Erblasttilgungsfonds, Bundeseisenbahnvermögen, ERP-Sondervermögen, Fonds »Deutsche Einheit«, - Ausgleichsfonds Währungsumstellung). Sie begeben Anleihen, Bundesobligationen, Bundesschatzanweisungen, Bundesschatzbriefe, Finanzierungsschätze, Unverzinsliche Schatzanweisungen und Schuldscheindarlehen. Die Gewichte haben sich in den letzten 20 Jahren dramatisch verschoben (z.B. zwischen 1980 und 1997 bei Anleihen von 20% auf 54%; bei Schuldscheindarlehen von 54% auf 3%). Es gibt geregelte Verfahren für die Emission (Planung durch den Ausschuss für Kreditfragen der öffentlichen Hand und den Zentralen Kapitalmazktausschuß; Begebung über die Bietergruppe Bundesemissionen) Die Banken spielen auch am Kapitalmarkt die Rolle von intermediären Finanzierungseinrichtungen, doch ist ihr Anlageverhalten daneben auch von Beteiligungsinteressen bestimmt. Als Emittenten bringen sie v.a. Bankschuldverschreibungen in Form von Hypothekenpfandbriefen, öffentlichen Pfandbriefen, Schuldverschreibungen von Spezialkreditinstituten und sonstigen auf den (Renten-) Markt.
Kapitalmarkt Die Deutsche Bundesbank ist nach Gesetz geborene Hausbank des Staates. Schuldverschreibungen und Schatzwechsel von Bund, Sondervermögen des Bundes und Ländern werden daher durch sie oder zumindest im Benehmen mit ihr begeben. Kurspflege betreibt sie allerdings nur auf Rechnung des Bundes. Die Wertpapiere in ihrem Bestand müssen entsprechend dem gesetzlichen Auftrag des - Europäischen Systems der Zentralbanken (ESZB) als Ergebnis von - Offenmarktgeschäften aufgefaßt werden, die der Regelung des Geldmarktes dienen. Das ESZB handelt bevorzugt über Börsen, d.h. über amtliche Makler. Es beteiligt sich weniger an dem (sehr umfangreichen) außerbörslichen Markt, um Transparenz der Börsenkurse und -umsätze zu gewährleisten. Auch das Ausland (bis 1989 einschl. DDR) hat auf beiden Seiten des Kapitalmarktes eine keinesfalls zu vernachlässigende Bedeutung. Spezifische Formen dieses Marktsegments sind Ausländeranleihen und Bonds des - Eurodollarmarktes. Bei den ersteren treten hauptsächlich Regierungen und internationale Organisationen als Schuldner auf, bei den letzteren alle Institutionen mit gutem Standing. Im ersten Fall handelt es sich um DM-Emissionen (auf deren Inlandsverankerung die Deutsche Bundesbank bis Ende 1998 immer bestand), Eurobonds werden in allen großen Währungen der Welt begeben. Man hat Zinsen (i) und Renditen (r) zu unterscheiden. Der Zusammenhang ergibt sich bei festverzinslichen Wertpapieren aus der Barwertformel:
Kapitalmarkt Am Markt der festverzinslichen Wertpapiere bilden sich Emissionsrenditen (bei Absatz) und Umlaufsrenditen heraus. Es zeigen sich markante . Zinsstrukturen, nämlich Fristigkeitsstrukturen (term structure) bei Ordnung nach Restlaufzeiten, und Bonitätsstrukturen mit Rücksicht auf das Kredit-Standing der Schuldner. Renditen auf Bundestitel haben gewöhnlich ein Zinsvoraus in bezug auf Titel der Bundesländer, diese wiederum in bezug auf private Titel. Auch zwischen der Rendite festverzinslicher Wertpapiere und der »Rendite« von Dividendenpapieren bestehen charakteristische Zusammenhänge. Bei Langzeitbeobachtungen zeigt sich ein Renditevorsprung zugunsten der Aktien (ausgeprägter nach Steuern), allerdings bei erheblich stärkeren Renditeschwankungen; zeitweilige Wertverluste sind nicht ungewöhnlich. Geldmarkt- und Kapitalmarktrenditen weisen normalerweise enge Zusammenhänge (Paralleleffekt) auf, nicht zuletzt durch den Fristigkeitszusammenhang im Kontinuum der Kapitalmarkttitel (sofern man die Kapitalmarkteigenschaft von den Laufzeiten ex Emission her definiert) und v.a. auch durch die Steuerungsaktivitäten der Deutschen Bundesbank. Am Kapitalmarkt haben sich wie an allen Kreditmärkten in rascher Folge und großer Vielfalt Finanzinnovationen durchgesetzt. Besondere Merkmale dieses Geschehens sind - securitization und - Globalisierung. Langfristige Titel haben nicht nur über den Kurs, sondern auch mittels variabler Verzinsung engen Anschluss an die aktuelle Marktlage gefunden. Die Anstrengungen zur Deregulierung haben, wie der Vormarsch der Finanzinnovationen beweist, auch den Kapitalmarkt erreicht. Der Europäische Binnenmarkt und die im Vorfeld bereits durchgeführte - Liberalisierung haben im Bereich der Europäischen Gemeinschaften die Freiheit des Kapitalverkehrs zum justitiablen Gebot erhoben. Die Erklärung des Kapitalmarktgeschehens ist eine theoretische Herausforderung, die von capital asset pricing models (CAP-models; - Kapitalnutzungskosten) und von der Portfoliotheorie angenommen wurde. CAP-models legen Annahmen über das Risikoverhalten der Anbieter und Nachfrager sowie über deren Einschätzungsvermögen bezüglich der Kapitalmarktverhältnisse zugrunde und leiten daraus Gleichgewichtskurse und Portfoliostrukturen ab. Demgegenüber konzentriert sich die Portfoliotheorie darauf, Regeln vernünftigen Verhaltens bei Risiko und Unsicherheit zu entwickeln und Schlußfolgerungen für die Zusammenstellung optimaler Portefeuilles daraus abzuleiten. CAP-models sind der positiven Theorie, Portfoliomodelle der normativen Theorie verpflichtet. Literatur: Kloten, N., v. Stein, J.H. (1993). Loistl,
0. (1991)

Bezeichnung für den gesamten Handel mit Geldmitteln und Wertpapieren.

Allg. der Markt für langfristige Finanzmittelbeschaffung und -anlagen (für langfristige Kredite, Anleihen, Beteiligungen). Er besteht aus dem nicht organisierten K., auf dem langfristiges Kapital außerhalb von Banken und Börsen gehandelt wird, und aus dem von Banken und Börsen organisierten Markt für langfristiges Kapital (wie Schuldscheindarlehen, Hypothekarkredite, Wertpapiere). Der Wertpapiermarkt (oft als syn. für K. verwendet), wird in den Rentenmarkt (Markt für Schuldverschreibungen) und den Aktienmarkt (Markt für Beteiligungskapital) unterteilt.

(engl. money market) Der Kapitalmarkt ist neben dem Geldmarkt und dem Kreditmarkt Teil des Finanzmarktes. Unter Kapitalmarkt versteht man den Teilmarkt des Finanzmarktes, auf dem eine längerfristige Kapitalanlage und ufnahme sowie der Handel mit Wertpapieren erfolgt. Er teilt sich in einen Primärmarkt (Emissionsmarkt; Emission), welcher der eigentlichen Kapitalaufnahme durch Ausgabe von Wertpapieren dient, sowie einen Sekundärmarkt (Zirkulationsmarkt), auf dem diese Wertpapiere wieder an andere Kapitalanleger verkauft werden können. Der Handel findet entweder an der 4 Börse Börsenkurs) oder außerbörslich (engl. Overthe Counter, OTC) statt. Innerhalb des Segments kann man zwischen Kassa und Terminmarkt (Kassageschäft, Termingeschäft) unterscheiden. Termingeschäfte sind dadurch charakterisiert, dass Abschluss und Erfüllung zeitlich auseinander fallen. Man unterteilt die Kassamärkte grundsätzlich in die Aktienbörsen für den Handel von Aktien als börsennotiertes Eigenkapital und Rentenmärkte für den Handel von Schuldverschreibungen (börsennotiertes Fremdkapital). Außerhalb der organisierten Kapitalmärkte werden Kapitalanlagen in Form von Beteiligungen an nicht börsennotierten Kapital und Personengesellschaften entweder direkt oder z. B. als Anteile an geschlossenen Fonds (Investmentgesellschaft) angeboten. Solche Fonds dienen z. B. der Investition in Schiffe und Flugzeuge, Immobilien und gewerbliche Investitionsvorhaben. Mit diesen Vorhaben sind meist steuerliche Anlaufverluste oder Steuerbegünstigungen wie z. B. Sonderabschreibungen verknüpft. Vor der Zeichnung solcher Anteile sollte deshalb stets eine Beratung durch Fachleute (z. B. unabhängige Anlageberater und Steuerberater) erfolgen. Den ungeregelten Teil des Kapitalmarkts bezeichnet man auch als grauen Kapitalmarkt. In der neoklassischen Finanzierungstheorie wird zur theoretischen Analyse von Finanzierungszusammenhängen ein stark vereinfachtes Modell der Kapitalmärkte verwendet. Sie unterstellen einen vollkommenen Kapitalmarkt. Auf diesem Markt können von allen wohl informierten Marktteilnehmern zu einem einheitlichen und gleich bleibenden Zinssatz (Zinne Kapital angelegt und s Kredite in unbeschränkter Höhe aufgenommen werden. Ebenso wird. i.d.R. von Steuern und Transaktionskosten abstrahiert. Die mit diesem vereinfachten

Modell entstandenen Theorien werden dann schrittweise durch Aufheben der vereinfachenden Annahmen weiter an die Realität angepasst. Wichtige Ergebnisse, die auf Basis des vollkommenen Kapitalmarkts entstanden sind (Finanzierungstheorie), sind die Modigliani Miller Thesen, die Portfolioselektion nach Markowitz und das Capital Asset Pricing Model (CAPM) sowie die präferenzfreie Optionsbewertung im Black /Scholes Modell. Für die Entwicklung dieser Modelle wurde eine Reihe von Wissenschaftlern mit dem Nobelpreis geehrt.





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