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Wirtschaftslexikon
Ausgabe 2017
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Zahlungsbilanz

nach den Grundsätzen des Balance of Payments Manual des Internationalen Währungsfonds konzipiertes Kontensystem mit wertmäßiger Erfassung aller in einem bestimmten Zeitraum zwischen Inländern und Ausländern durchgeführten wirtschaftlichen - Transaktionen. Die Zahlungsbilanz ist bei vollständiger und periodengerechter Erfassung der Transaktionen aufgrund des Prinzips der doppelten Verbuchung immer ausgeglichen. Bei mangelhafter statistischer Erfassung von Leistungen und Gegenleistungen wird der Ausgleich über einen „Restposten" erreicht. Die Transaktionen umfassen in erster Linie: a) Ströme von Sachgütern; b) Ströme von unsichtbaren Leistungen, nämlich Dienstleistungen einschl. der Nutzung von Produktionsfaktoren sowie unentgeltliche laufende Leistungen zwischen einem Land und dem Rest der Welt; c) Vermögensübertragungen, die wegen ihrer Singularität oder ihres Umfangs nicht als einkommenswirksam aufgefaßt werden. d) Änderungen der Netto-Auslandsforderungen und -verbindlichkeiten eines Landes, wobei i.d.R. die Veränderung der Netto-Auslandsaktiva der Währungsbehörden wegen ihrer Bedeutung für die Währungsreserven gesondert ausgewiesen wird. Der Saldo der Leistungsbilanz (»Bilanz der laufenden Posten«, oft verkürzt geschrieben LBS=EX-IM) entspricht dem Saldo von inländischer Ersparnis und inländischen Nettoinvestitionen (LBS=S-I). Der Saldo von Leistungsbilanz und Bilanz der Vermögensübertragungen korrespondiert zum Saldo aller Forderungen und Verbindlichkeiten. Bei den regelmäßigen Veröffentlichungen der Deutsche Bundesbank wird das umfangreiche Datenmaterial der Zahlungsbilanzstatistik in einem System wichtiger „Teilbilanzen" wiedergegeben. Die Zahlungsbilanz des Euro-Währungsgebiets wird mit denselben „Schlüsselpositionen" ausgewiesen.
Zahlungsbilanz Für die analytische Fragestellung, ob ein Land ein Zahlungsbilanzgleichgewicht oder -ungleichgewicht aufweist und darüber hinaus außenwirtschaftliches Gleichgewicht als eines der wirtschaftspolitischen Ziele realisieren konnte, werden unterschiedliche Zahlungsbilanzkonzepte herangezogen. Meist führt eine Reihe von Zahlungsbilanzmechanismen eine Selbstregulierung der Zahlungsbilanz herbei. Wo die Ausgleichsmechanismen unwirksam bleiben, muss mit den Instrumenten der Zahlungsbilanzpolitik auf den Abbau eines Zahlungsbilanzungleichgewichts hingewirkt werden. Literatur: Haslinger, F. (1995). Frenkel, M., John, K.D. (1999). Deutsche Bundesbank (1990c). Deutsche Bundesbank (1995). Deutsche Bundesbank (1995), Deutschen Bundesbank (März 1995). Stobbe, A. (1994). International Monetary Fund (1977)

In der Zahlungsbilanz werden alle ökonomischen Transaktionen zwischen Inländern und Ausländern innerhalb einer bestimmten Periode erfasst. Dieses sind Güter, Dienstleistungen und Vermögenstitel, unabhängig davon, ob sie gegen Entgelt oder ohne Entgelt übertragen werden. Auf der Aktivseite erscheinen alle Vorgänge, die zu Zahlungseingängen f Thron Liinnon ,niio riot- Fvnnrt pinn (:i itc rn I Ind rlionctloicti snron 1 Ikor_
tragungen aus dem Ausland, der Import von Kapital und Devisen durch die Zentralbank. Die Passivseite beinhaltet alle Zahlungsausgänge. Hierzu gehören der Import von Gütern und Dienstleistungen, Übertragungen an das Ausland, der Export von Kapital und Devisen durch die Zentralbank.
Aus der nachstehenden, vereinfachten Darstellung der Zahlungsbilanz ergeben sich bereits drei wichtige Teilbilanzen, nämlich: die Leistungsbilanz, die Kapitalbilanz und die Devisenbilanz.

Zahlungsbilanz

Leistungsbilanz:
Die Leistungsbilanz umfasst die Handelstransaktionen, die Dienstleistungstransaktionen und die Übertragungen. Demgemäß sind als Unterbilanzen der Leistungsbilanz die Handelsbilanz, die Dienstleistungsbilanz und die Übertragungsbilanz zu unterscheiden, in denen die nachstehend aufgeführten Positionen erfasst werden.

1. Handelsbilanz
a) Wareneinfuhr
b) Warenausfuhr

2. Dienstleistungsbilanz
a) Reiseverkehr
b) Kapitalerträge
c) Transportleistungen
d) Versicherungsleistungen
e) Einnahmen von ausländischen militärischen Dienststellen
f) Provisionen
g) Werbe- und Messekosten
h) Lizenzen und Patente
i) Übrige Dienstleistungen

3. Übertragungsbilanz
a) Überweisungen ausländischer Arbeitskräfte hl 7ahliin¢pn an PIirnnäisc,he G.Pmeincnhaften
c) Zahlungen an sonstige internationale Organisationen
d) Entwicklungshilfe
e) Wiedergutmachungsleistungen
f) Renten- und Pensionen
Der Saldo der Leistungsbilanz ergibt sich aus der Summe der Salden der drei vorstehenden Unterbilanzen.
Kapitalbilanz:
In der Kapitalbilanz werden die Veränderungen der deutschen Nettokapitalanlagen im Ausland (ausgenommen Veränderungen der NettoAuslands-Aktiva der Deutschen Bundesbank) erfasst. Die Kapitalbilanz besteht aus zwei Unterbilanzen: die Bilanz des langfristigen Kapitalverkehrs (Anlagen mit ursprünglicher Laufzeit von mehr als zwölf Monaten) und die Bilanz des kurzfristigen Kapitalverkehrs (Anlagen mit ursprünglicher Laufzeit von bis zu zwölf Monaten). Folgende Transaktionen werden in der Kapitalbilanz erfasst.

1. Bilanz des langfristigen Kapitalverkehrs
a) Direktinvestitionen
b) Wertpapieranlagen
c) Langfristige Kredite
d) Privater Grunderwerb
e) Übrige Anlagen

2. Bilanz des kurzfristigen Kapitalverkehrs
a) Kurzfristige Kredite zwischen in- und ausländischen Banken
b) Kurzfristige Kredite zwischen in- und ausländischen Banken und N ichtban ken
c) Kurzfristige Kredite zwischen in- und ausländischen Unternehmen und Privatpersonen
d) Kurzfristige Kredite zwischen in- und ausländischen öffentlichen Stellen
Direktinvestitionen sind Sachkapitalinvestitionen, auch in Form von Aktien und sonstigen Kapitalbeteiligungen. Die Wertpapieranlagen betreffen festverzinsliche Wertpapiere, Dividendenwerte und Investmentzertifikate. Bei den langfristigen Krediten sind u. a. neben Schuldscheindarlehen auch Kredite der öffentlichen Hand an Entwicklungsländer und langfristige Forderungen und Verbindlichkeiten bei Geschäftsbanken erfasst.
Devisenbilanz:
In der Devisenbilanz wird die in einer Periode erfolgte mengen- und wertmäßige Veränderung des Bestandes an Auslandsaktiva der Zentral-
bank erfasst. Der Saldo der Devisenbilanz ergibt sich in Deutschland aus den Veränderungen der nachstehenden Positionen der Deutschen Bundesbank:
a) Gold
b) Devisen- und Sorten
c) Reserveposition im internationalen Währungsfonds und Sonderziehungsrechte
d) Forderungen an den Europäischen Fonds für währungspolitische Zusammenarbeit
e) Auslandsverbindlichkeiten
f) Kredite und sonstige Forderungen an das Ausland
Die Devisen bestehen vorwiegend aus auf Dollar lautenden staatlichen Wertpapieren, wobei die Bewertung nach dem Niederstwertprinzip
erfolgt. Die Devisenposition schwankt sehr stark. Dieses resultiert einerseits aus Interventionsaktivitäten der Deutschen Bundesbank zur Beeinflussung des Dollarkurses und andererseits aus Interventionsverpflichtungen und Beistandskrediten im Rahmen des Europäischen Währungssystems (EWS).

In ihr werden die wirtschaftlichen Transaktionen zwischen Inländern und Ausländern einer Periode systematisch wertmäßig erfasst. Die deutsche Z. gliedert sich in die folgenden vier grundlegenden Teilbilanzen: Leistungsbilanz, Bilanz der Vermögensübertragungen, Kapitalbilanz und Bilanz der Veränderung der Netto-Auslandsaktiva der Deutschen Bundesbank (Devisenbilanz); s. dort deren weitere Untergliederungen. In der Z. wird nach dem Prinzip der doppelten Buchführung jede Transaktion zweimal erfasst - als Buchung und Gegenbuchung. Aus der Sicht des Inlandes erscheinen grundsätzlich auf der Aktivseite (aller Teilbilanzen) der Z. die Zahlungseingänge, auf der Passivseite die Zahlungsausgänge. So wird z. B. eine kreditfinanzierte Warenausfuhr zum einen im Soll der Außenhandelsbilanz (Zahlungseingang durch Warenexport) und zum anderen im Haben der Kapitalbilanz (Zahlungsausgang durch Kapitalexport) verbucht. Eine Z. ist daher rein rechnerisch immer ausgeglichen; ihr Saldo beträgt definitionsgemäß Null. Somit können nur die Teilbilanzen der Z. „unausgeglichen" sein, also einen positiven oder negativen Saldobetrag aufweisen. In der staffelförmigen Darstellung der Z. werden Haben-Salden immer mit einem Plusvorzeichen (mehr Zahlungseingänge als -ausgänge), Soll-Salden immer mit einem Minusvorzeichen (mehr Zahlungsausgänge als -eingänge) versehen. In Deutschland wird die Z. von der Deutschen Bundesbank (in Zusammenarbeit mit dem Statistischen Bundesamt; s. Außenhandelsbilanz) erstellt. Sie wird fortlaufend in den Statistischen Beiheften zu den Monatsberichten - Nr. 3 - der Deutschen Bundesbank, Zahlungsbilanzstatistik (in einer Monats- und in einer Jahresversion) veröffentlicht. http://www.bundesbank.de

Der Internationale Währungs­fonds (IWF) definiert Zahlungsbilanz als die “sy­stematische Aufzeichnung aller ökonomischen Transaktionen zwischen Inländern und Auslän­dern in einer außenwirtschaftlichen Transaktio­nen einer Volkswirtschaft fest und spiegelt damit auch die innere wirtschaftliche Stärke oder Schwäche eines Landes; denn sie damit eine Gesamtschau aller Güter- und Leistungsströme zwischen dem Inland und der übrigen Welt, in der der Leistungs- und Finanzverkehr mit dem Aus­land aufgezeichnet wird. Während die Güterliefe­rungen in der Leistungsreihe erscheinen, sind die monetären Äquivalente in den Konten der Zah­lungsreihe aufgezeichnet.
In die Leistungsreihe geht heute nicht nur die Übertragung von Gütern ein, sondern auch die von Dienstleistungen. Erfaßt werden der Export von Waren und Dienstleistungen sowie die Über­tragungen von Kapitalerträgen (Zinsen und Divi­denden): Die finanziellen Vorgänge erscheinen in der Zahlungsreihe. Hier erscheinen einmal die von den Übertragungen von Gütern und Dienst­leistungen ausgelösten finanziellen Vorgänge wie z.B. Barzahlung, Kreditgewährung und Schenkung. Es gibt aber auch reine Finanztrans­aktionen, die nicht simultan mit der Übertragung von Waren und Dienstleistungen erfolgen. Diese Buchungen schlagen sich allein in der Zahlungs­reihe nieder. Sie gehen als autonome Transak­tionen in die Kapitalverkehrs- und Devisenbilanz ein. Beim Kapitalexport kann es sich so ebenso um die Gewährung von Darlehen an das Ausland wie um Direktinvestitionen oder Portfolioinvesti­tionen im Ausland handeln. Kapitalimport ergibt sich andererseits aus ausländischen Vermö­gensanlagen im Inland.
Alle Transaktionen werden in der statistischen Zahlungsbilanz nach den Regeln der doppelten Buchführung aufgezeichnet. Jedem Soll-Posten (Haben-Posten) entspricht an einer anderen Stel­le ein gleich großer Haben- (Soll-) Posten. Die Summe aller Soll-Posten muss deshalb notwendig der Summe aller Haben-Posten sein. Die sta­tistische Zahlungsbilanz ist daher rechnerisch im­mer ausgeglichen, jedoch nicht notwendig in den Teilbilanzen. Die Summe der Salden der Teilbi­lanzen muss aber gleich Null sein. Der Saldo der Devisenbilanz gibt die Veränderungen der Netto­währungsreserven der Bundesbank an, das heißt die Veränderungen im Goldbestand und in der Nettodevisenposition. Die Leistungsbilanz (Wa­renhandel, Dienstleistungen und Übertragungen) ist der bedeutsamste Saldo der Zahlungsbilanz. Sie enthält die Güterbewegungen als den Kern der internationalen Transaktionen und zeigt an, wie sich die Forderungs- bzw. Verschuldungspo­sition eines Landes netto gegenüber dem Aus­land insgesamt verändert hat. Die hier aufge­zeichneten Leistungsströme zwischen dem In­land und Ausland und deren Veränderungen sind weitgehend frei von zufälligen und spekulativen Einflüssen.
In einem System fester - Wechselkurse wird im Defizitland durch Abzug von Währungsreserven ein Prozess der Kontraktion, im Überschußland ein Prozess der Expansion der effektiven Nach­frage mit entsprechenden Schwankungen des Volkseinkommens und der Güterpreise aus­gelöst. Die inländische Wirtschaftspolitik steht unter dem Diktat der Zahlungsbilanz.
Das System der festen Wechselkurse brach zu­sammen, weil die beteiligten Nationen nicht mehr bereit waren, sich dem Diktat der Zahlungsbilanz zu unterwerfen und die für die Erhaltung der fe­sten Wechselkurse notwendigen Kontraktions-und Expansionsprozesse hinzunehmen. An die Stelle der Stabilität der Wechselkurse trat als do­minierendes Ziel die Stabilisierung der Beschäfti­gung auf hohem Niveau, die Stabilität des Preis­niveaus und ein. angemessenes wirtschaftliches Wachstum. Dazu schrieb Erich Schneider: “Na­tionale Autonomie in bezug auf die binnenwirt­schaftlichen Ziele wurde zum Imperativ der Wirt­schaftspolitik der Länder”.
Auch das vom Internationalen Währungs-Fonds (IWF) favorisierte System der festen Wechselkur­se mit fallweiser Korrektur brach zusammen, weil damit gleichzeitig Ziele interner und externer Stabilität verfolgt wurden. Stabile Wechselkurse auf Dauer und die Autonomie der nationalen Wirt­schaftspolitik schließen einander jeodch aus. Im System der festen Wechselkurse sollten Ab­wertungen und Aufwertungen für den Aus­gleich der Zahlungsbilanzen sorgen.





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