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Wirtschaftslexikon
Ausgabe 2017
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Keynesianismus

Die in wesentlichen Zügen in dem Buch “Allgemeine Theorie der Beschäfti­gung, des Zinses und des Geldes” (1936) von John Maynard Keynes (1883-1946) niedergeleg­te Lehre, wonach Arbeitslosigkeit durch Mangel an effektiver - Nachfrage entsteht. Steigt die Nachfrage, so steigen auch die Investitionen und damit die Beschäftigung. Aufgabe des Staates sei es, mit zusätzlicher Nachfrage über Maßnah­men der Arbeitsbeschaffung und - Finanzpolitik (“fiscal policy”) Investitionen und Beschäftigung anzuregen und auf einem hohen Niveau zu hal­ten.
Mit seinem Buch “A Treatise an Money” (1930) verfolgte Keynes das Ziel, “die dynamischen Ge­setze zu entdecken, welche den Übergang eines monetären Systems von einer Gleichgewichtspo­sition zu einer anderen beherrschen”. Seine Idee einer internationalen Zentralbank sollte Natio­nalismus und Autarkiestreben verhindern.
Während die klassische Nationalökonomie ge­lehrt hatte, dass Sparen und Investieren einander im allgemeinen auf den Kapitalmärkten durch die Zinsbewegungen ausglichen, ihre Anderungen keine Veränderungen der Nachfrage nach sich zögen und darum auch für die Beschäftigung in­different seien, postulierte Keynes das Gegenteil. Veränderungen beim Sparen und Investieren führen zu - Inflation und Deflation, mithin zu Schwankungen der Beschäftigung im Einklang mit der Nachfrage nach Arbeit, die wiederum mit der Geldmenge schwankt, d.h. mit der “Liqui­ditätsvorliebe”, mit der marginalen Konsumnei­gung und mit der marginalen Produktivität des Kapitals. Keynes zufolge kann die Beschäftigung nur steigen, wenn die Reallöhne sinken; dieses werde durch die “Geldillusion” der Arbeiter ermöglicht.
Seine Kritik konzentrierte Keynes auf den Spa­rer: “Je tugendhafter, je entschlossener sparsam, je hartnäckiger orthodox wir in unserer staatli­chen und persönlichen Geldgebarung sind, desto mehr werden unsere Einkommen fallen müssen, wenn der Zinsfuss im Verhältnis zur Grenzlei­stungsfähigkeit des Kapitals steigt.” Keynes be­hauptete, der klassische Fall der Vollbeschäfti­gung, bei dem Sparen gleich Investieren ist, sei nur ein besonderer Glücksfall: Entgegen der klassischen Theorie verschwinde Unterbeschäfti­gung nicht durch das freie Spiel von Preisen, Löhnen und Zinsen. Der Staat müsse deshalb die Vollbeschäftigung vor allem durch eine ex­pansive Finanzpolitik garantieren.
Keynes bestritt ebenfalls, der Sparanteil der bei einer Produktionsausdehnung erzielten Mehrein­nahmen führe automatisch zu einer mit der Ein­kommenssteigerung korrespondierenden Mehr­nachfrage nach Kapitalgütern. Er unterschied grundsätzlich zwischen Nachfrage nach Kon­sumgütern und Nachfrage nach Kapitalgü­tern. Die Nachfrage nach Konsumgütern variiere mit dem Produktions- und Einkommensvolumen, während die Nachfrage nach Kapitalgütern von der allgemeinen ökonomischen Situation ein­schließlich des technischen Fortschritts, der Bevölkerungsentwicklung u.dgl. bestimmt werde. Die Nachfrage nahm Keynes zum Ausgangs­punkt seiner Beschäftigungstheorie in Gestalt der Multiplikatoranalyse: Er untersuchte die Wirkun­gen zusätzlicher Nachfrage nach Kapitalgütern auf die Höhe des Volkseinkommens. Die auf­grund überschüssiger Ersparnis nicht abgesetz­ten Güter stellte er einer unfreiwilligen Investition gleich. Sie führen über den Nachfrageausfall zu Beschäftigungseinschränkungen, bis die De-fac­to-Investition gleich der geplanten Investition und damit das System im Gleichgewicht ist.
Da Arbeitslosigkeit aus fehlender effektiver Nachfrage entsteht, hielt Keynes das klassische Mittel der Lohnsenkung für ineffizient, da bei gleichbleibender Nachfrage nach Kapitalgütern und gleichbleibender      Konsumquote lediglich eine korrespondierende Preissenkung die Folge wäre, ohne dass die Gewinnspanne der Investo­ren dabei wächst. Er verneinte die Wirksamkeit des Zinsmechanismus als Stimulans der Investitionstätigkeit, weil der Zins abhängig von der Li­quiditätspräferenz der Wirtschaftssubjekte sei. Die Zinspolitik müsse deshalb unter Berücksichti­gung der Konsumneigung durch finanzpolitische Maßnahmen der Investitionssteigerung bei­spielsweise dadurch unterstützt werden, dass in Zeiten der Depression öffentliche Aufträge verge­ben werden. Keynes behauptete, es bestehe stets die Gefahr, dass die effektive Nachfrage nicht stark genug ist, um die für die Vollbeschäftigung notwendigen Investitionen anzuregen. Aus diesem Grunde sprach er sich für öffentliche Ar­beitsbeschaffungsprogramme, für Investitions­lenkung und für eine Veränderung der Einkom­mensverteilung aus.
Der Konsum fördert nach Keynes die Produktion, neue Investitionen schaffen neue - Einkommen, zusätzliche Einkommen bedeuten höhere Ersparnisse. Eine Politik des billigen Geldes und der Staatsinvestitionen könne daher die Wirtschaft im Zustand einer dauerhaften Vollbeschäf­tigung halten. Die Rolle der Geldpolitik bestehe ausschließlich darin, die Zinssätze niedrig zu hal­ten.





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