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Wirtschaftslexikon
Ausgabe 2017
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Monetarismus

Die von Milton Friedman und seiner Chicago-School vertretene empirische Quantitätstheorie, nach der eine feste Beziehung zwischen den Veränderungen der Geldmenge (z.B. Bargeld und Sichteinlagen) als der bestim­menden Variablen und (mit zeitlicher Verschie­bung) den Veränderungen des Preisniveaus bestehe.
Die Chicago School versteht sich als Gegenpol zur Theorie des Keynesianismus. Dreh- und Angelpunkt der monetaristischen Theorie ist die Geldmenge. Nach Friedman gehen vom Niveau der Geldversorgung, vor allem von den Verände­rungsraten der Geldmenge, die entscheidenden Impulse auf die wirtschaftliche Aktivität aus. Die umgekehrte Wirkung wird zwar inzwischen nicht mehr bestritten, aber in der Bedeutung doch stark relativiert.

Die Erhöhung der Geldmenge ist nach Friedman nicht nur die notwendige, sondern auch die hin­reichende Bedingung für die Entstehung und den Ablauf jeder Inflation. In ihrer Untersuchung über die Geld- und Währungsgeschichte in den Vereinigten Staaten kamen Friedman und Schwartz zu dem Ergebnis, dass ,,... appreciable changes in the rate of growth of the stock of mo­ney are necessary and sufficient conditions for appreciable changes in the rate of growth of mo­ney income.”
Hinter den Thesen des Monetarismus steht die Aussage, dass eine von der Zentralbank zugelassene oder bewußt gesteuerte Erhöhung der Geldmenge auch die Nachfrage erhöhe, was bei zunächst gleichem Güterangebot automa­tisch zu steigenden Preisen führe. Das Ausmass der Teuerung ist dabei ausschließlich von der Stärke der Geldmengenvermehrung abhängig. Für die Steuerung der Geldmenge empfehlen die Monetaristen eine möglichst stetige, an der Ent­wicklung des Produktionspotentials orientierte Entwicklung der Geldmenge. Friedman hat vor­geschlagen, jährlich eine konstante - Wachs­tumsrate der Geldmenge vorzugeben, um die ge­samtwirtschaftliche Entwicklung zu verstetigen. Dabei betont er, dass Konstanz wichtiger als die genaue Höhe der Wachstumsrate (um 4 % jähr­lich) sei, weil von der Konstanz der Wachstums­rate das weitere Schicksal der Wirtschaft ganz entscheidend abhängt.
Friedman vertritt umgekehrt die Überzeugung, dass häufige Anderungen in der Geldpolitik stets mehr schaden als nützen, weil sie wegen der lan­gen und variablen - Wirkungsverzögerungen geldpolitischer Maßnahmen zwangsläufig zu spät kommen. Wenn dann sogar die Konjunk­tur längst umgeschlagen ist, wirken geldpoliti­sche Maßnahmen sogar prozyklisch und damit destabilisierend. Deshalb plädiert Friedman für eine Geldpolitik, die auf fallweise diskretionäre Maßnahmen verzichtet und sich ausschließlich auf ein konstantes Geldmengenwachstum fest­legt.
In einer Reihe statistischer Untersuchungen ha­ben die Monetaristen empirische Belege dafür gesammelt, dass Veränderungen der Geldmenge zunächst nach zwei bis drei Quartalen eine Anderung in der Produktion oder der Einkom­men bewirken, während eine Wirkung auf die Preise erst weitere zwei bis drei Quartale später eintritt. Kurzfristig berühren demnach monetäre Anderungen hauptsächlich die Produktion. Lang­fristig hingegen beeinflußt die monetäre Wachs­tumsrate vor allem die Preise.
Aus diesem Grund lehnen die Monetaristen die Politik des leichten Geldes als Mittel zur Errei­chung und Erhaltung der Vollbeschäftigung ab, die das Credo des Keynesianismus darstellt. Reale Beschäftigungswirkungen seien nur durch laufende Erhöhungen der Inflationsrate zu errei­chen, die zwangsläufig in die - Hyperinflation münde.
Konsequent postulieren die Monetaristen daher, dass Maßnahmen der Finanzpolitik weder als Instrument der Beschäftigungspolitik noch sonst-wie irgendeinen volkswirtschaftlichen Nutzen stif­ten.
Die Zentralbanken bedeutender Industrieländer, unter ihnen vor allem die Federal Reserve Bank der USA und die Deutsche Bundesbank, orientie­ren ihre Geldpolitik inzwischen an den Erkennt­nissen und Lehren der monetaristischen Schule.





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