Monetarismus
Die von Milton Friedman und seiner Chicago-School vertretene empirische Quantitätstheorie, nach der eine feste Beziehung zwischen den Veränderungen der Geldmenge (z.B. Bargeld und Sichteinlagen) als der bestimmenden Variablen und (mit zeitlicher Verschiebung) den Veränderungen des Preisniveaus bestehe.
Die Chicago School versteht sich als Gegenpol zur Theorie des Keynesianismus. Dreh- und Angelpunkt der monetaristischen Theorie ist die Geldmenge. Nach Friedman gehen vom Niveau der Geldversorgung, vor allem von den Veränderungsraten der Geldmenge, die entscheidenden Impulse auf die wirtschaftliche Aktivität aus. Die umgekehrte Wirkung wird zwar inzwischen nicht mehr bestritten, aber in der Bedeutung doch stark relativiert.
Die Erhöhung der Geldmenge ist nach Friedman nicht nur die notwendige, sondern auch die hinreichende Bedingung für die Entstehung und den Ablauf jeder Inflation. In ihrer Untersuchung über die Geld- und Währungsgeschichte in den Vereinigten Staaten kamen Friedman und Schwartz zu dem Ergebnis, dass ,,... appreciable changes in the rate of growth of the stock of money are necessary and sufficient conditions for appreciable changes in the rate of growth of money income.”
Hinter den Thesen des Monetarismus steht die Aussage, dass eine von der Zentralbank zugelassene oder bewußt gesteuerte Erhöhung der Geldmenge auch die Nachfrage erhöhe, was bei zunächst gleichem Güterangebot automatisch zu steigenden Preisen führe. Das Ausmass der Teuerung ist dabei ausschließlich von der Stärke der Geldmengenvermehrung abhängig. Für die Steuerung der Geldmenge empfehlen die Monetaristen eine möglichst stetige, an der Entwicklung des Produktionspotentials orientierte Entwicklung der Geldmenge. Friedman hat vorgeschlagen, jährlich eine konstante - Wachstumsrate der Geldmenge vorzugeben, um die gesamtwirtschaftliche Entwicklung zu verstetigen. Dabei betont er, dass Konstanz wichtiger als die genaue Höhe der Wachstumsrate (um 4 % jährlich) sei, weil von der Konstanz der Wachstumsrate das weitere Schicksal der Wirtschaft ganz entscheidend abhängt.
Friedman vertritt umgekehrt die Überzeugung, dass häufige Anderungen in der Geldpolitik stets mehr schaden als nützen, weil sie wegen der langen und variablen - Wirkungsverzögerungen geldpolitischer Maßnahmen zwangsläufig zu spät kommen. Wenn dann sogar die Konjunktur längst umgeschlagen ist, wirken geldpolitische Maßnahmen sogar prozyklisch und damit destabilisierend. Deshalb plädiert Friedman für eine Geldpolitik, die auf fallweise diskretionäre Maßnahmen verzichtet und sich ausschließlich auf ein konstantes Geldmengenwachstum festlegt.
In einer Reihe statistischer Untersuchungen haben die Monetaristen empirische Belege dafür gesammelt, dass Veränderungen der Geldmenge zunächst nach zwei bis drei Quartalen eine Anderung in der Produktion oder der Einkommen bewirken, während eine Wirkung auf die Preise erst weitere zwei bis drei Quartale später eintritt. Kurzfristig berühren demnach monetäre Anderungen hauptsächlich die Produktion. Langfristig hingegen beeinflußt die monetäre Wachstumsrate vor allem die Preise.
Aus diesem Grund lehnen die Monetaristen die Politik des leichten Geldes als Mittel zur Erreichung und Erhaltung der Vollbeschäftigung ab, die das Credo des Keynesianismus darstellt. Reale Beschäftigungswirkungen seien nur durch laufende Erhöhungen der Inflationsrate zu erreichen, die zwangsläufig in die - Hyperinflation münde.
Konsequent postulieren die Monetaristen daher, dass Maßnahmen der Finanzpolitik weder als Instrument der Beschäftigungspolitik noch sonst-wie irgendeinen volkswirtschaftlichen Nutzen stiften.
Die Zentralbanken bedeutender Industrieländer, unter ihnen vor allem die Federal Reserve Bank der USA und die Deutsche Bundesbank, orientieren ihre Geldpolitik inzwischen an den Erkenntnissen und Lehren der monetaristischen Schule.
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