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Wirtschaftslexikon
Ausgabe 2017
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Innovation

(Innovationsprozeß): In der Sozio­logie ganz allgemein ein sozialer Prozess, durch den neue Ideen und Techniken, bislang unbe­kannte Produkte oder Rollen in einem sozialen System oder Subsystem hervorgebracht, durch­gesetzt, übernommen und angewendet werden. Die sozialökonomische Futurologie, in deren Mittelpunkt die Entwicklung des Wirtschafts­wachstums und damit der Nachfrage vor dem Hintergrund eines je gegebenen technischen Entwicklungsstandes und des technischen und ökonomischen Fortschritts stehen, beschäftigt sich neben der Entstehung und Entwicklung von wissenschaftlichen Entdeckungen durch Grundlagenforschung und ihrer praktisch-technischen Umsetzung durch angewandte For­schung in Form von - Erfindungen (Invention) auch mit ihrer technisch-ökonomischen Realisie­rung in Form von neuartigen Gütern bzw. Lei­stungen (Innovationen) ebenso wie mit der Be­reitschaft, die Neuentwicklungen zu verwerten, Rezeption, mit dem Prozess der Kommuni­kation von Innovationen an die Mitglieder eines sozialen Systems, - Diffusion, sowie mit dem Prozess der Obernahme und Durchsetzung der Innovation durch die Mitglieder des sozialen Sy­stems, Adoption (Implementation).
Einige Autoren trennen den Prozess der Erfin­dung von dem der Innovation und betrachten In­novation vorwiegend unter dem Aspekt des so­zialen Wandels. Im allgemeinen überwiegen in der Fachliteratur zum Thema Innovation jedoch Arbeiten, die sich mit den Themen Diffusion und Adoption befassen. Insbesondere im Mit­telpunkt der Marketing- und Marktforschungslite­ratur steht der Prozess, durch den neue Produkte und Produktideen in Volkswirtschaften eingeführt werden. Auch in der marktpsychologischen Fachliteratur ist von Innovationen meist nur im Zusammenhang mit den sog. Kreativitätstech­niken beim innerbetrieblichen Prozess der Ent­wicklung und Lancierung von Neuerungen die Rede.
Im weitesten Sinne kann als innovativ alles Neue verstanden werden, ob es nun neue Gedanken, Theorien, Verfahren oder Produkte sind. In die­sem Sinne definieren auch Everett M. Rogers und F. Floyd Shoemaker: “Eine Innovation ist ei­ne Idee, eine Handlung oder ein Objekt, das von einem Individuum als neu wahrgenommen wird.” B. Ghiselin formuliert demgegenüber die Anfor­derung, dass eine Produktinnovation “ohne Vor­läufer ist. Jedes Produkt muss in allen seinen Be­standteilen neu sein.”
Zwischen diesen beiden Extrempositionen bewe­gen sich die meisten der in der Fachliteratur an­zutreffenden Definitionen. Nach Alfred Kieser ist von Produktinnovation dann zu sprechen, “wenn ein Unternehmen ein Produkt auf den Markt bringt, das bisher nicht im Produktionsprogramm dieses Unternehmens enthalten war; wird das betreffende oder ein ähnliches Produkt von der Konkurrenz bereits auf dem Markt angeboten, so ist zwar die Lösung einiger Teilprobleme der Pro­duktinnovation für das Unternehmen einfacher, es müssen aber im Prinzip dieselben Phasen des Innovationsprozesses durchlaufen werden wie bei einer völligen Neuentwicklung.”
Die meisten Autoren nennen als weitere Kriterien für das Vorhandensein einer Innovation “Nütz­lichkeit” und “Wirkung”. Nützlichkeit ist gegeben, wenn sich durch ein Produkt im Vergleich zum bis dahin bestehenden Zustand eine Verbesserung ergibt. Die Wirkung einer Innovation Destent in ihrem Einfluss auf bisherige Verhaltens- und Denkgewohnheiten: Je radikaler sie verändert werden, desto höher ist der Innovationsgrad des neuen Produkts.
Eine Innovation kann mithin das Resultat von Marketingmaßnahmen sein, durch die den Kon­sumenten das Erlebnis einer Neuerung vermittelt wird, ohne dass dem entsprechende technische Neuerungen zugrundelägen, oder das Resultat des Einsatzes neuer technischer Materialien und Verfahren oder das Resultat einer Kombination von beiden.
Die Unternehmen setzen Innovationen als Instru­mente und Motoren des wirtschaftlichen Wachs­tums ein. Zahlreiche Untersuchungen beschäfti­gen sich mit der Frage, durch welche strukturel­len, sozialen, organisatorischen und individuellen Faktoren und Konstellationen Innovationen begünstigt werden: Die vielfach in der Literatur vertretene Ansicht, - monopolistische Märkte seien innovationsfeindlich, weil die Monopolun­ternehmen ihre - Marktstellung durch Innovatio­nen nicht verbessern können, - oligopolistische Unternehmen seien hingegen innovationsfreund­lich, weil sie die für die Finanzierung von Innova­tionen erforderliche Größe und aufgrund ihrer Marktstellung auch die dafür erforderliche Moti­vation haben, trifft zwar tendenziell zu, muss ins­gesamt relativiert werden, weil es auch in oligo­polistischen Märkten zahlreiche Klein- und Mittel­unternehmen gibt, die Innovationen entwickeln.
Innovationen treten überall dort auf, wo sich Marktnischen (Marktlücken) ergeben. Der In­novationsprozess steht dabei in engem Zusammenhang mit dem        Assimilationsprozess. Für das den Innovationsprozess systematisch organi­sierende Unternehmen ist damit ein erhebliches Innovationsrisiko verbunden. Das Risiko kann technischer Art sein, d.h. darin bestehen, dass ei­ne Produkt- oder Leistungsidee technisch nicht realisierbar ist. Es kann planerischer Art sein, in­dem es einen unangemessen hohen Aufwand an Zeit und Kosten erfordert. Es kann ökonomischer Art sein, wenn die realisierte Innovation wirt­schaftlich nicht verwertet werden kann (Verwer­tungsrisiko).
Produktdifferenzierung, Diversifikation





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