Wirkungsverzögerung
(Carryover- und Decay-Effekte): Bei Kommunikationsprozessen allgemein das Eintreten einer Wirkung längere Zeit, nachdem eine auf Überzeugung oder Verhaltensänderung zielende Kommunikation, stattgefunden hat. Als Wirkungsverschiebungen werden sowohl die Wirkungsverzögerungen wie die Beharrungseffekte (Decay-Effekte) zusammenfassend als Carryover-Effekte bezeichnet. Wirkungsverzögerungen spielen im - Marketing-Mix beim Einsatz des absatzpolitischen Instrumentariums, insbesondere bei Werbemaßnahmen und auch bei Wirkungsuntersuchungen als Störfaktoren eine Rolle.
Beim Einsatz absatzpolitischer Instrumente ist damit zu rechnen, dass die Umsatzreaktion der eingesetzten Instrumente mit Verzögerung eintritt. Mit Hilfe von Marktreaktionsmodellen (Response-Funktionen) wird versucht, den dynamischen Aspekt zeitlich verzögerter Umsatzreaktionen durch sog. Lag-Variablen (Verzögerungsvariablen) darzustellen. Dabei unterscheidet man:
(1) die einfache Wirkungsverzögerung: Dabei wird lediglich die Verzögerung bis zum Wirksamwerden des eingesetzten absatzpolitischen Instruments berücksichtigt, wobei der Umsatz Y zum Zeitpunkt t von den Werbeausgaben Xt_, der s-ten Vorperiode abhängt:
(s = 1, ..., t-1);
(2) die verteilte Wirkungsverzögerung: Dabei verteilt sich die Wirkung des eingesetzten absatzpolitischen Instruments in einer endlichen Kette von s Perioden:
(3) die in einer unendlichen Kette verteilte Wirkungsverzögerung:
(Lag-Modell von Koyck).
Dabei stellt iv die sog. Erhaltungsrate (retention rate) dar, die als ein gewichteter gleitender Durchschnitt verstanden werden kann und ein systematischer Einflußfaktor auf den Absatz ist. Yt_i bezeichnet die Absatzgröße der Vorperiode. In der Variablen Yt.1 sind mithin sowohl die vergangenen wie die gegenwärtig noch wirksamen absatzpolitischen Aktivitäten zusammengefaßt. Dem Koyckschen Lag-Modell liegt die Annahme zugrunde, dass die Wirkung absatzpolitischer Instrumente geometrisch absinkt.
Bei den in der Graphik oben dargestellten Wirkungsverläufen wird davon ausgegangen, dass der Werbestimulus im Zeitpunkt t = 0 von der Zielperson bzw. der Zielgruppe wahrgenommen wurde. Die einzelnen Wirkungsverläufe können wie folgt charakterisiert werden:
· Kurve a: Die volle Werbewirkung tritt unmittelbar mit der Aussendung des Werbemittels ein. Dieser Wirkungsverlauf ist bezüglich Handlungswirkungen kaum denkbar, wohl aber bezüglich Wirkungen auf Einstellungen zu dem erworbenen Objekt.
· Kurve b: Die volle Werbewirkung tritt unverteilt erst zu einem Zeitpunkt auf, der deutlich dem Zeitpunkt der Aussendung des Werbemittels nachgelagert ist. Die dabei verstreichende Zeitspanne bezeichnet man als time lag.
· Kurve c: Die Werbewirkung tritt hier nicht mehr in einem bestimmten Zeitpunkt auf, sondern verteilt sich über mehrere Zeiteinheiten. Es liegt in diesem Fall zwar eine verzögerte Wirkung vor, allerdings kein time lag, da die Werbewirkung sich unmittelbar nach Aussendung im größten Ausmaße einstellt.
· Kurve d: Auch hier liegt eine verteilte Werbewirkung vor, die sich von der Kurve c dadurch unterscheidet, dass die volle Wirkung erst nach einer gewissen Zeitspanne eintritt.
· Kurve e: Sie unterscheidet sich dadurch, dass die Werbewirkung nicht nur verteilt und anfangs vergleichsweise schwach ist, sondern überhaupt
erst nach einer gewissen Zeitspanne einsetzt. Es liegt also wieder ein time lag vor.
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