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Wirtschaftslexikon
Ausgabe 2017
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Marktformen

(Marktformenlehre): In der mi­kroökonomischen Preistheorie untersucht die Marktformenlehre die Angebots- und Nachfrage­beziehungen nach den möglichen Arten der ge­genseitigen Abhängigkeit. Dabei ist es üblich, Märkte nach der Zahl der Anbieter und Nachfra­ger, der Verhaltensweise der Anbieter gegenüber den Konkurrenten und den Nachfragern und dem Ausmass der Fühlbarkeit der Konkurrenz zu un­terteilen.
Dogmengeschichtlich gibt es zunächst die recht grobe Unterscheidung zwischen Monopol und - Wettbewerb. So umschrieb die klassische Na­tionalökonomie als - Monopol all jene Marktsi­tuationen, bei denen das Angebot u.a. durch öffentliche Privilegierung oder durch private Ab­reden “künstlichen Restriktionen” unterliege und so ein unter das Kostenniveau sinkender Preis verhindert werde.

Marktformen

Als eine wegweisende Lösung gilt vielfach noch heute die mathematische Darstellung von häufig Antoine Augustin Cournot (1801-1877). Ausge­hend vom Monopol leitete Cournot durch Einfügung eines oder mehrerer Konkurrenten das Dyopol, - Oligopol und schließlich als Grenzfall die vollständige Konkurrenz ab.
In seinem Buch “Marktform und Gleichgewicht” (1934) verwendete Heinrich von Stackelberg als Kriterien für die Bestimmung der Angebots- und Nachfrageseite, die in ihrer Zusammenfassung die Marktform bilden, Anzahl und Größe der Marktteilnehmer. Diese bezeichnete er als - re­lativen Marktanteil. Je nachdem, ob viele/wenige, kleinere/große Marktteilnehmer kombiniert wur­den, können daraus entweder mehr der Konkurrenz oder mehr dem Monopol zuneigende Markt­formen abgeleitet werden:
Stehen beispielsweise viele Anbieter vielen Nachfragern gegenüber, so nennt Stackelberg diese Marktform - vollständige Konkurrenz. Wenige Anbieter und viele Nachfrager ergeben ein - Angebotsoligopol. Steht ein Anbieter vie­len Nachfragern gegenüber, so besteht ein Angebotsmonopol.
Bereits Ragnar Frisch und Erich Schneider erho­ben die Verhaltensweisen der Wirtschaftssubjek­te zur Grundlage der Markttypologie: Das Markt­verhalten lasse sich nicht zwingend auf eine ob­jektive, an Güterart, Zahl der Marktbeteiligten und geographisches Gebiet anknüpfende Mor­phologie der Angebots-Nachfrage-Konstellatio­nen zurückführen. Schneider schrieb: “Für den Ablauf des Wirtschaftsprozesses in der Zeit ist allein die Verhaltensweise der handelnden Wirt­schaftssubjekte, nicht die morphologische Struk­tur der Anbieter und Nachfrager relevant.”
Im selben Sinne postulierte Walter Eucken (1891-1950), nur die Analyse der Wirtschaftsplä­ne von Marktteilnehmern könne Grundlage für die Gewinnung der Marktformen sein: “Von den Wirtschaftsplänen und ihren Daten her muss die wissenschaftliche Bestimmung von Konkurrenz und Monopol erfolgen.”
Das umfassendste Gliederungsschema ist das auf der Basis der Anzahl der Anbieter, das so­wohl für vollkommene (V) wie für unvollkommene Märkte (U) entwickelt werden kann.
Die in diesem morphologischen Marktformen-schema zu differenzierenden Marktformen sind durch spezifische Verhaltensweisen der Markt.
Erfassung der Marktstruktur nach Verhaltenswei­sen ist die - Kreuzpreiselastizität: Ist der Trif­finsche Koeffizient gleich Null, so liegt ein reines Monopol vor, ist er gleich unendlich, so besteht homogene atomistische Konkurrenz. Dazwi­schen liegen die verschiedenen Grade der hete­rogenen Konkurrenz. Oligopolistische Konkur­renz liegt vor, wenn der Triffinsche Koeffizient von Null verschieden ist.
Die klassische Preistheorie hat unterschiedliche - Preis-Absatz-Funktionen für die verschiede­nen - Marktformen entwickelt und geht von ei­nem linearen Verlauf der Preis-Absatz-Funktion bei monopolistischer Konkurrenz, von einem par­allel zur Abszisse gehenden Verlauf bei vollstän­diger Konkurrenz und von einem dem im Mono­pol grundsätzlich ähnelnden Verlauf bei oligopoli­stischer Konkurrenz aus.



Marktformen




Zu den Klassikern der Marktformenlehre zählen vor allem Antoine Augustin Cournot, William Stanley Jevons, Francis Y. Edgeworth, Carl Men­ger, Eugen von Böhm-Bawerk, Piero Sraffa, Joan Robinson, Edward H. Chamberlin, Heinrich von Stackelberg, Robert Triff in, Walter Eucken, Fritz Machlup, Ragnar Frisch und Erich Schnei­der.





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