Offenmarktpolitik
Steuerungspolitik der Europäischen Zentralbank zur Regulierung des Finanzmarktes (Verringerung oder Erhöhung des Geldvolumens) durch An- und Verkauf von Wertpapieren.
Siehe auch: Bundesbank, Europäische Zentralbank
(engl.: open market policy). Teilbereich der Geldpolitik, der den Kauf und Verkauf von Wertpapieren, die Kreditgewährung gegen refinanzierungsfähige Sicherheiten sowie die Übernahme von Termineinlagen durch die Zentralbank am offenen Markt gestaltet. Mit der O. werden sowohl die Zinssätze als auch die Liquidität am Geldmarkt gesteuert. Darüber hinaus gehen von der O. deutliche Signale in Bezug auf die Richtung der Geldpolitik (Expansion oder Kontraktion) aus. In der Geldpolitik des ESZB spielt die O. eine zentrale Rolle. Das ESZB setzt viererlei Arten von Offenmarktgeschäften ein. Dessen Offenmarktoperationen werden nach den Vorgaben seitens der EZB grundsätzlich dezentral durch die nationalen Zentralbanken (NZB) durchgeführt. In Ausnahmefällen kann die EZB selbst bilaterale Abschlüsse tätigen.
Nach einer Formulierung von Erich Schneider ist die Offenmarktpolitik der “Inbegriff aller Maßnahmen, die auf eine Veränderung der primären Aktiva abzielen”. Die Notenbank kauft und verkauft Gold, Valuten und festverzinsliche Wertpapiere. Die Offenmarktpolitik ist beschränkt auf kurzfristige, mittelfristige und langfristige festverzinsliche Wertpapiere. Die Liquidität der Geschäftsbanken wird über den Preis und die Menge beeinflußt. Kauft die Notenbank Wertpapiere, dann bedeutet das zusätzliche Liquidität für die Geschäftsbanken; verkauft sie Wertpapiere, dann verknappt sie damit die Liquidität. Nach § 21 des Gesetzes über die Deutsche Bundesbank kann die Notenbank rediskontfähige Handelswechsel, kurzfristige Schatzwechsel, mittelfristige Schatzanweisungen, Schuldverschreibungen und Schuldbuchforderungen der öffentlichen Hand für die Offenmarktpolitik einsetzen.
Als Nachfrager und Anbieter von festverzinslichen Wertpapieren übt die Zentralbank nicht nur einen Einfluss auf die Barreserven der Kreditinstitute aus, sie beeinflußt damit gleichzeitig die Höhe des Kurses bzw. den effektiven Zinssatz dieser Papiere (Zinseffekt der Offenmarktpolitik). In der Bundesrepublik allerdings setzt die Bundesbank die An- und Verkaufssätze der Geldmarktpapiere autonom fest. Die Offenmarktpolitik gilt als das liberalste Instrument der Notenbankpolitik. Sie ist äußerst flexibel und in der Lage, in einer die Ertragssituation der Kreditinstitute weitgehend schonenden Weise Liquidität auch in großem Umfang zu neutralisieren.
<< vorhergehender Fachbegriff |
|
nächster Fachbegriff >> |
|
|
|
|