Merkantilismus
Begr. f. d. Wirtschaftssystem, das (vom 16. bis zum 18. Jhdt.) die ständisch gebundene Wirtschaft ablöste. An die Stelle der dezentralistischen, überwirtschaftlich bestimmten Gemeinschafts- und Selbstversorgungswirtschaft des Mittelalters trat eine zentralistische Staatswirtschaft. Träger der Wirtschaftspolitik wurde der Staat selbst. Es entstand ein System der „fürstenstaatlichen Wohlfahrtspolizei" mit einheitlicher, absolutistisch-bürokratischer Verwaltung. Im M. wurde die Naturalwirtschaft immer mehr durch die Geldwirtschaft abgelöst. Großbetriebe (staatliche Manufakturen) sprengten die herkömmlichen Zunftbindungen. Unzählige Maßnahmen staatlicher Gewerbe-, Verkehrs-, Handels- und Bevölkerungspolitik wurden ergriffen, um den Reichtum des (neuen, souveränen) Territorialstaats zu mehren. Es kam zu einer bewussten Außenwirtschaftspolitik vom Staate her. Dabei wurde eine aktive Handelsbilanz angestrebt; zu deren Erreichung wurde der Export gefördert und der Import Beschränkungen unterworfen. Durch größere Export- als Importwerte strömte Geld ins Land. Geld, das für die Macht- und Prachtentfaltung des absolutistischen Fürstenstaates benötigt wurde; z. B. für das Militär (stehendes Heer), für die Staatsverwaltung (durch Beamte), für die (barocke) Hofhaltung. Vgl. Neomerkantilismus.
Die Theorie und Praxis staatlicher Außenhandelslenkung, die sich historisch im 17. Jahrhundert ausgehend von Frankreich in ganz Europa ausbreitete und bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts (der Aufhebung der Navigationsakte) andauerte. Die Grundvorstellung der Merkantilisten war es, Reichtum an Edelmetallen
fördere die Macht des Staates, des Landesherrn und die Wohlfahrt der Untertanen. Den Zustrom von Edelmetallen suchten die Merkantilisten über den - Außenhandel anzuregen, d.h. sie subventionierten die Ausfuhr und behinderten die Einfuhr, um eine aktive Handelsbilanz zu erreichen.
Die Gegenposition vertraten vor allem die Physiokraten wie Frangois Quesnay (1694-1774) mit ihrer Lehre vom “ordre naturel” und “laissez faire”. Sie proklamierten statt dessen die Idee des “libre echange”, d.h. die Freiheit des internationalen Güteraustauschs.
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